Ein neues Betriebssystem für den Elektrobusbetrieb

Nahverkehrs-praxis Ausgabe Juni 2019. Die EU Clean Vehicle Directive (CVD) zur Förderung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben ist da. Sie sieht unter anderem vor, dass in Deutschland ab 2025 bei allen Neuaufträgen des ÖPNV mindestens 45% der Busse alternative Antriebe einsetzen – 2030 liegt die Quote bei 65%. Ab 2025 werden ca. 2.000 Elektrobusse jährlich in Deutschland neu eingesetzt.

Das gesamte Verkehrsunternehmen ist von der Einführung von Elektrobussen betroffen. Planung, Betriebshof, Leitstelle, oder Geschäftsführung – sie alle profitieren bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben von profunden, einfach zugänglichen und verknüpften Informationen, die ihnen ein intelligentes System bietet.

Die Verkehrsautomatisierung Berlin hat sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Elektrobus und seinen Auswirkungen befasst. Kunden der VAB wie die Dresdner Verkehrsbetriebe, ÜSTRA, VAG Nürnberg, KVB Köln zählen zu den Pionieren der Elektromobilität.

Aus zahlreichen Recherchen und Gesprächen ist ein umfassendes Softwarekonzept für den Elektrobusbetrieb, die VABevSuite (ev = electric  vehicle), hervorgegangen. Sie sieht neun Bereiche vor, die sich aus den veränderten Betriebsprozessen ergeben:

Die Ladedisposition – also die Frage welches Fahrzeug wann, in welcher Zeit und mit welcher Leistung wieviel Energie in die Batterie geladen bekommt – ist das zentrale Element.

Der Energiebedarf eines Umlaufs hängt von einer Vielzahl Faktoren ab, wie z. B. dem Fahrzeug, der Umlauflänge, der Topographie, der Temperatur, dem Geschwindigkeitsprofil und der Belegung des Fahrzeugs. Um in den Planungsabteilungen der Verkehrsbetriebe keine Zusatzaufwände durch die Erstellung mehrerer paralleler Fahrplanversionen für unterschiedliche Szenarien entstehen zu lassen setzt VAB mit der VABevSuite auf ein selbstlernendes System, in dem alle einflussnehmenden Faktoren als Parameter in den Dispositionsprozess einfließen.

Grundlage ist ein Strecken-Energie-Koeffizient. Alle weiteren Faktoren werden initial aus den Umsystemen übernommen und fortlaufend um die tatsächlichen Werte angereichert. Schnittstellen zur Fahrgastzählung, oder zum Wetterdienst werden genutzt. So wird es über die Zeit möglich, die Ladedisposition auf eigener Datenbasis bei vergleichbaren Ausgangsbedingungen den real zu erwartenden Verbrauchskurven anzunähern.

Die Echtzeit-Datengenerierung und
-auswertung wird eine entscheidende Rolle spielen. Sie dient u. a. der laufenden Verbrauchskontrolle und gibt der Leitstelle die Möglichkeit einer kontinuierlichen Reichweitenüberwachung. Die im Projekt DiMoFuh entworfene VDV-Schrift „Internet of Mobility“ könnte aus der Sicht der VAB die Basis für die Kompatibilität der Systeme unterschiedlicher Hersteller darstellen.

Die Verkehrsautomatisierung Berlin setzt derzeit die VABevSuite – des Betriebssystems für den Elektrobusbetrieb  –  um. Wir laden Sie herzlich zu einem Gedankenaustausch ein.